Wer meinen Blog liest, weiß, dass ich meine Depression und alles, was dazugehört, transparent halte. Mir ist es wichtig, dass die Menschen sich bewusst werden, wie wichtig es ist, eine Depression zu behandeln, wenn man darunter leidet. Manche brauchen mehr Unterstützung, manche weniger. Ich hingegen denke, dass ich nur einen Therapeuten und etwas Zeit für meine Krankheit brauche. Ich kann das durchaus alleine bewältigen – zumindest denke ich das.
Seit April 2022 befinde ich mich in Therapie und hatte anfangs Schwierigkeiten, mich einzufinden. Keinen Anschluss zu haben, lag daran, dass ich mich selbst zuerst finden musste und die Therapie an sich akzeptieren musste. Erst wenn man das schafft, kann man die Therapie richtig angehen.
Mein Therapeut ist ein Mann, und es war mir wichtig, von einem Mann behandelt zu werden. Grundsätzlich spielt das Geschlecht keine Rolle, aber ich habe festgestellt, dass ich mit einem Mann offener sprechen kann als mit einer Frau. Vor einigen Jahren hatte ich bereits zwei Therapeutinnen, was zwar angenehm war, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, nicht verstanden zu werden.
Bei meinem aktuellen Therapeuten ist das ganz anders. Hier fühle ich mich gut aufgehoben, bin offener und bereit, mir anzuhören, was er sagt, und es zu versuchen umzusetzen. Das ist schon sehr wertvoll. Ich vertraue ihm, und wir arbeiten gut zusammen.
Ich bin nun seit sechs Monaten in Behandlung, und langsam merke ich, dass sich in meinem Kopf etwas verändert. Ich empfinde viele Dinge anders und nicht mehr so extrem. Kritik ist für mich zwar immer noch ein schwieriges Thema, aber ich kann besser damit umgehen.
Dagegen ist meine Wut gestiegen, was jedoch laut meinem Therapeuten normal ist. Es bedeutet, dass ich meine Wut nicht mehr verstecke, sondern sie auch anderen gegenüber zeige. Natürlich äußert sich meine Wut nicht in Gewalt oder Schreien, sondern eher darin, dass ich deutlich mache, dass ich mit etwas nicht einverstanden bin. Es ist kontrollierbar.
Mein Therapeut ist ein toller Mensch. Sehr sympathisch und mitfühlend. Er ist so etwas wie ein bester Freund, den man schon lange kennt. Er kann gut zuhören und hat immer einen hilfreichen Ratschlag parat.
Und falls der Ratschlag einmal nicht ausreicht, gibt er auch mal einen kritischen Denkanstoß. Es ist gut, auch mal die andere Seite zu sehen, es ist gut, offen gesagt zu bekommen, wie das, was ich gerade erzählt habe, bei ihm ankam.
Natürlich werde ich nicht verraten, wer mein Psychotherapeut ist, aufgrund der vielen privaten Dinge, die ich schreibe. Das wäre meinem Therapeuten gegenüber nicht fair. Er sollte anonym bleiben.