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Meine Depression: Mein Psychiater lässt mich fallen (#9)

Heute, nach drei Wochen Urlaub, steht mein monatlicher Psychiaterbesuch an. Ich fühle mich noch nicht bereit, um zur Arbeit zu gehen, obwohl ich mich gut erholt habe. Vielleicht lag es jedoch nicht an der Erholung, sondern an dem Adrenalin, das während meines Urlaubs durch meinen Körper gepumpt wurde. Ich habe so viel erlebt, so vieles war neu und es gab viele Aufgaben zu erledigen. Ich denke, ich war einfach sehr gefordert und hatte daher nicht viel Zeit, darüber nachzudenken.

Mein Arzt wird sich jedoch sicher darüber freuen, dass ich so tolle Erfahrungen gemacht habe und wird mir mit Sicherheit noch etwas Zeit geben, um das Erlebte zu verarbeiten. Das dachte ich zumindest.

Stattdessen hatte ich das Gefühl, dass ich das, was ich jetzt an Erfahrung gewonnen habe, sofort nutzen und zur Arbeit gehen sollte. Der Psychiater meinte das tatsächlich ernst. Als ich ihm jedoch sagte, dass ich Zeit brauche, um das Erlebte zu verarbeiten, kam er gleich mit: „Nun, Sie sind schon wirklich lange krank und langsam bekomme ich bestimmt Ärger deswegen von der Krankenkasse und dem MD und darauf habe ich einfach keine Lust. Ich gebe Ihnen noch eine Krankschreibung für einen Monat und das war’s.“

Wow, dachte ich mir, der Arzt, der mich eigentlich unterstützen sollte, lässt mich einfach fallen, nur weil ich seit sechs Monaten krank bin. Andere sind oft viel länger krank und da ist das alles kein Problem, aber ich scheine ja gesund zu sein, so zumindest die Meinung meines Facharztes.

Nachdem ich ihm zum zweiten Mal erklärt hatte, dass ich an Depressionen leide, schien es ihn nicht zu interessieren. Nein, er könne nichts mehr für mich tun und ich solle mich, wenn ich wirklich so krank sei, an eine Tagesklinik wenden. Ich habe eine Überweisung erhalten. Als ich sagte, dass man für eine Tagesklinik oft lange warten müsse, sagte er nur: „Dann müssen Sie sich mehr bemühen und sagen, dass es sehr wichtig ist.“ Aha, dachte ich mir. Sind die anderen Fälle, also die anderen, die auch psychische Probleme haben und depressiv sind, also unwichtiger? Toller Tipp, danke, Doktor, dachte ich.

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Eine Träne kullerte mir runter und ich konnte das alles gar nicht fassen. Soll es wirklich so einfach sein? Offenbar kann ein Depressiver alles alleine schaffen… Ein schlechter Scherz. Denn ein an Depressionen erkrankter Mensch kann eben nicht alles alleine machen. Für mich kostet es viel Kraft, überhaupt mit dem Psychiater zu reden, und nun soll ich auch noch die Tagesklinik anrufen?

Nun gut, dachte ich, einen Monat werde ich schon schaffen, und wenn nicht, vielleicht nimmt mich mein Hausarzt ja auch wieder in Behandlung. Ich warte erst mal ab.

Aber es ist echt nicht schön wie ich heute behandelt worden bin. Es macht mich traurig und viel mehr rutsche ich wieder in meine Depression, da man mich einfach nicht ernst nimmt und versucht mich wieder zwangsweise zu Integrieren, nur weil die Krankenkasse Probleme machen könnte. Dabei soll der Patient im Vordergrund stehen und dem soll geholfen werden.

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