Tja, der Betreff verrät eigentlich schon so ziemlich alles, was man dazu sagen kann. Es ist schon komisch, aber immer wenn es mir schlecht geht und ich depressiv wirke, analysiere ich mich ganz genau. Ich stelle Fragen an mich selbst, höre zu und analysiere weiter. So geht das den ganzen Tag, und dann ist auch der gute depressive Cocktail fertig, und die Probleme werden noch größer.
Eines kommt aber noch dazu, wenn man versucht, die Symptome zu googeln und plötzlich eine neue Krankheit findet, die dazu passt. Das passt deswegen ganz gut, weil ich das so möchte. Denn es gibt viele Krankheiten, die ähnliche Symptome haben. So kann z.B. ein eingeklemmter Nerv im Rückenbereich Herzschmerzen auslösen, ähnlich wie bei mir.
Urplötzlich habe ich die Lösung für mein Problem gefunden und möchte voller Zuversicht meine Symptome und die dazu gefundene Krankheit meinem Hausarzt vorstellen. Ich sage Hausarzt, da mein Psychotherapeut mir davon wohlmöglich abraten würde. Er würde sagen: „Es ist so, wie es ist, und man muss es akzeptieren.“ – da hat er nicht ganz unrecht.
Trotzdem ist die Akzeptanz der Krankheit doch recht viel verlangt. Man kann doch nicht zu einem depressiv Kranken sagen: „Hör mal auf, sowas zu denken, es ist nämlich gar nicht so.“ – das geht doch nicht! Zumindest geht das nicht gut, denn erst recht wird man dann zum Arzt rennen.
Ich habe seit Jahren folgende Symptome: dumpfes Ohr, linke Seite des Körpers fühlt sich taub an, einzelne Zehen fühlen sich taub an und so weiter. Wenn ich jetzt einen ganz schlechten Tag habe oder mich zu sehr überanstrengt habe, können diese Symptome durchaus schwerwiegender sein – zumindest sagt mir das mein Kopf. In Wahrheit sind die Symptome leicht und durchaus ertragbar. Natürlich muss man viel Selbstdisziplin mitbringen, um da nicht zu viel hineinzudeuten.
Letztes Jahr war es ganz mies, denn dort hatte ich so einen Tag. Gott sei Dank hatte ich aber eine Therapiestunde, die leider nicht sehr erfolgreich war. Denn ich kam mit meinen Lähmungssymptomen und wurde als vermutlich schlaganfallgefährdet ins Krankenhaus geschickt. Eine wahre Geschichte, denn ich hatte es mir eingebildet. Mein Therapeut hatte mir aber leider dabei geholfen. Zugegeben, er hatte sich wirklich Sorgen gemacht und diese Diagnose gestellt. Zu meiner Schande natürlich.
Was lerne ich daraus? Nun, es gibt bei einer Depression durchaus Höhen und Tiefen. Es gibt aber auch Hoch-Höhen und Tief-Tiefen. Das sind die Dinge, die in erster Linie dich glauben lassen, dass du die Depression besiegt hast, wenn zwei Wochen keine Stimmungstiefs aufgetreten sind. Aber dann nach Abschluss der zwei Wochen macht es dich so richtig fertig und provoziert dir die schlimmste Krankheit. Man muss lernen, das zu erkennen und darauf zu reagieren. Am besten konzentriert man sich einfach auf andere WICHTIGE Sachen, dann kommt alles von allein.
Sollte dir das hier bekannt vorkommen, so zögere nicht, deinen Hausarzt darauf anzusprechen. Nur ein Arzt kann dir dabei helfen, dich von der Depression zu lösen.