Es war eine Zeit, in der das Internet und die digitale Welt noch in den Kinderschuhen steckten und der Gang zur lokalen Videothek ein festes Ritual vieler Familien und besonders der Gamer-Community war. In diesen Schatzkammern der Unterhaltung fand man neben einer unfassbaren Bandbreite an Filmen auch eine breite Auswahl an Spielen für die PlayStation – der Kultkonsole der späten 90er und frühen 2000er Jahre.
Leihen mit Verzugszinsen
Die PlayStation 1 war ein Traum für jedes Kind und jeden frühen Erwachsenen. Die Videotheken boten dabei die perfekte Gelegenheit, ohne großen Aufwand in den Genuss dieser Spiele zu kommen. Man konnte sich den neuesten Hit ausleihen und hatte für einen Tag oder ein Wochenende Zeit, in Fantasiewelten einzutauchen oder sportliche Höchstleistungen zu simulieren. Für einen schmalen Taler konnte man viel leihen, musste aber natürlich aufpassen, dass man nicht über die Verleihzeit hinauskam, denn dann wurden weitere Gebühren fällig – lästig so etwas.
Eintagsfliege
Für manche Gamer hielten diese Abenteuer allerdings nicht lange genug an. Das Ausleihen eines Spiels für einen Tag war geboren und hatte einen ganz praktischen Zweck: Mit Programmen wie CloneCD kam die Möglichkeit auf, diese Spiele zu kopieren. Während die Videotheken selbstverständlich einen völlig legalen Verleihdienst anboten, begaben sich einige Nutzer mit dem Brennen der Spiele auf rechtlich dünnem Eis. So natürlich auch meine Wenigkeit. Wieso ich das so offen erzähle? Nun, weil es verjährt ist und man auch keine gebrannten Spiele mehr zu Hause hat.
Es war eine umstrittene Praxis, getrieben von dem Wunsch, eine umfassende Sammlung zu besitzen – und das, obwohl klar war, dass dies eine Verletzung des Urheberrechts darstellte. Doch die Verführung, einfach und ohne großen Kostenaufwand jedes erdenkliche Spiel parat zu Hause zu haben und es spielen zu können, war für manche und insbesondere mich einfach viel zu groß.
Angestellten waren deine Watchlist
Die Videothek selbst, ein Hort der Gemeinschaft und des Austauschs über Genres und Titel hinweg, war weit entfernt von diesen rechtlichen Graubereichen. Sie war ein Ort, an dem Empfehlungen und Kritiken ebenso getauscht wurden wie die Spiele und Filme selbst. Die Angestellten kannten oft die Vorlieben ihrer Stammkunden und halfen bei der Auswahl des perfekten Titels für den Abend. Dieses fast schon familiäre und umsichtige Verhalten, das man damals hatte, sucht man heute vergebens. 🙁
Ausgestorben
Heute, in einem Zeitalter, in dem physische Medien immer mehr von digitalen Diensten abgelöst werden, wirken Videotheken wie Relikte aus einer vergangenen Ära und sind heute schon nahezu überall ausgestorben. Was bleibt, sind die Erinnerungen an das Knistern der Plastikhüllen, das sanfte Surren einer einziehenden VHS-Kassette und das triumphale Gefühl, ein begehrtes Spiel in den Händen zu halten – wenn auch nur für kurze Zeit.
Kennt ihr noch Videotheken? Habt ihr Spiele gebrannt? Schreibt es mir in die Kommentare!