Ihr kennt die Vorgeschichte, doch heute ist es anders. Heute wird meine Frau sich selbst entlassen. Selbst entlassen, weil es ihr eben gut geht und sie sich jetzt unter anderem zu Hause mehr mit sich befassen möchte. Die Stabilitäts-Klinik hat sie hinter sich und ist nun bereit für die Umwelt. Sie denkt ja – ich denke da anders.
Zumal es jetzt am Sonntag in den Urlaub geht. Mit dem ICE zuerst, danach mit der Regionalbahn. Alles öffentliche Verkehrsmittel, die ihr eigentlich nicht gut tun. Sie möchte es aber so. Im Urlaub soll sie stärken, neuen Herausforderungen begegnen, so sagt sie selbst, und so kann sie wieder bei uns sein. Ich denke nicht, dass es so gut ist – aber da kann ich ihr nicht reinreden. Zu oft habe ich gesagt, dass ich es nicht gut finde – und meine Frau weiß das auch sehr gut. Trotzdem ist sie heute raus aus dem Klinikum.
Ich freue mich sehr, unsere Tochter auch, doch meine Begeisterung hält sich in Grenzen und ich bleibe eher distanziert und schweige, unterstütze sie aber natürlich trotzdem. Das ist doch klar!
Sie hat in den letzten vier Wochen viel über sich selbst gelernt und hat auch endlich Hobbys. Das ist super, denn davor war es gar nicht so einfach mit den Hobbys – da eben keine vorhanden waren. Man braucht Beschäftigung. Denn das ist wichtig, dass man beschäftigt wird und der Kopf arbeitet und man keine Zeit hat, an unwichtige Dinge zu denken – sodass man in ein Loch fällt. Das wird passieren, sobald man viel zu viel Zeit zum Denken hat. Diese Tage hatte ich auch schon und habe ich teilweise noch. Doch meine Frau schafft das und wird gesund werden.
Nun wollen wir den Urlaub abwarten und schauen, wie sich der Zustand meiner Frau während des Urlaubs entwickelt. Ich hoffe, es geht alles gut 🙂